Donnerstag, 11. Februar 2010

Wer die schlimmsten Blogger sind

Von Ernst Probst

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Am liebsten schreiben Blogger über sich selbst.

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Auch Blogger sollten wissen: Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man jeden ungestraft beleidigen oder beschuldigen darf.

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Bei den Bloggern ist es wie bei den Journalisten: Nicht jeder ist ein Meister seines Faches.

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Bevor sich jemand Redakteur nennen darf, muss er erst ein bis zwei Jahre lang viel lernen. Den Titel Blogger hat man schon nach 10 Minuten.

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Blogger berichten und kommentieren oft schneller als Journalisten.

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Blogger können mutiger als Zeitungsjournalisten sein. Sie müssen keinen Verleger, keinen Chefredakteur, keinen Ressortleiter und keine Anzeigenkunden fürchten.

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Blogger leisten einen wertvollen Beitrag zur Meinungsvielfalt.

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Bloggerpäpste werden schnell vergessen.

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Blogger schreiben oft aus Idealismus.

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Blogger sind eine Herausforderung für Journalisten.

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Blogger sind keine besseren Menschen, sondern nur so intelligent oder blöd wie alle anderen auch.

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Blogger und Journalisten machen oft denselben Fehler: Sie nehmen sich viel zu wichtig.

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Das Leben jedes Bloggers ist interessant, aber nicht jeder Blogger kann darüber interessant schreiben.

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Der Albtraum jedes Bloggers ist, dass sich niemand für sein Weblog interessiert.

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Der Artikel eines Bloggers bleibt jahrelang im Internet lesbar, wenn der Artikel eines Zeitungsjournalisten schon längst auf der Müllkippe vermodert ist.

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Die Artikel von Journalisten werden von vielen Leuten gelesen, diejenigen von Bloggern in der Regel nur von wenigen.

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Die schlimmsten Blogger sind diejenigen, die wenig Ahnung haben, aber alles kommentieren.

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Ein Journalist errreicht oft mit einem einzigen Artikel mehr Leser als ein Blogger mit 1000 Artikeln.

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Erfolglose Blogger kritisieren am liebsten erfolgreiche Blogger.

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Es gibt Blogger, die schon nach der Veröffentlichung des ersten Textes zugeben, dass ihnen nichts mehr einfällt, worüber sie schreiben könnten.

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Manche Blogger, die aufgeregt mit dem Zwei-Finger-System einige voller Fehler strotzende Zeilen getippt haben, halten sich bereits für Topjournalisten

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Manche Blogger haben im Internet den Pranger wieder eingeführt.

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Manche Blogger nehmen sich Freiheiten, die sie gar nicht haben.

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Manche Blogger regen sich fürchterlich über Weblogs mit Werbung auf. Vielleicht liegt das daran, dass sie selbst nichts besitzen, für das man werben könnte.

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Mancher Blogger verwendet Ausdrücke, die einen Journalisten seinen Job kosten würden.

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Seit es Blogger gibt, sind Journalisten nicht mehr ganz so wichtig.

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Spezialität mancher Blogger, die mit Mühe wenige Zeilen zustandebringen: Leute kritisieren, die viele lesenswerte Artikel oder erfolgreiche Bücher schreiben.

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Viele Blogger verwenden auffällig oft das Wort "ich".

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Was manche Blogger für Mut halten, ist in Wirklichkeit nur eine Beleidigung.

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Wenn mancher Blogger wüsste, wie wenig seine Texte gelesen werden, würde er sich nicht für so wichtig halten.

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Ernst Probst ist Journalist, Wissenschaftsautor, Buchautor und Blogger. Zusammen mit seiner Ehefrau Doris Probst gab Ernst Probst unter anderem das Taschenbuch "Worte sind wie Waffen. Weisheiten und Torheiten über die Medien heraus".